Gemüseanbau

Satte Ernte, satter Mensch? Betrachtungen zur Selbstversorgung

Je teurer Lebensmittel werden, desto attraktiver wird Gemüse aus eigenem Anbau. Doch ist es möglich, eine Familie oder auch nur eine*n Erwachsene*n vollständig und -wertig durch Selbstversorgung zu ernähren? Wir haben recherchiert!

Platzwahl: Wie viel Anbaufläche benötigt ein Mensch zur Selbstversorgung?

Teilt man die weltweite Ackerfläche durch die Anzahl der Weltbevölkerung, so würden jedem Menschen ungefähr 2000 m² Anbaufläche zustehen. In der Theorie reicht das, um genügend Nahrungsmittel für die vollwertige Ernährung einer*s Erwachsenen anzubauen. Die Fläche wäre sogar groß genug, um die Lebensmittel nach den Kriterien des ökologischen Landbaus anzubauen, der im Vergleich zur industriellen Intensivlandwirtschaft mehr Fläche pro Ertrag benötigt.

Doch welches Minimum an Fläche wäre nötig, um einen erwachsenen Menschen zu versorgen? Berechnungen dieser Art gibt es viele; die Ergebnisse liegen weit gestreut: So kommen einige Schätzungen auf 150 bis 170 m², andere auf 400 m². Diese sehr detaillierte Berechnung veranschlagt je nach Anbaubedingungen zwischen 250 und 650 m².

Beispiele aus der Praxis bestätigen diese Größenordnungen: Eine Black Turtle-Teilnehmerin hat uns geschrieben, sie bewirtschafte mit ihrem Mann einen Acker von gut 1.000 m² und könne sich so zu 90% mit eigenem Gemüse versorgen. Das entspricht der Fläche von fast zwei Tennisplätzen oder 7.500 Balkonkästen!

© Thomas Gladis

Fakt ist: Ein allgemeiner Wert lässt sich nicht feststellen; zu unterschiedlich sind die  Variablen. So kommt etwa eine kohlenhydratreiche Kost kaum ohne Flächen für Getreideanbau aus, während eine Low Carb-Ernährung darauf verzichten kann.

Auch die Einflussfaktoren variieren von Ort zu Ort sowie von Mensch zu Mensch: Das betrifft nicht nur die Bodenbeschaffenheit, sondern auch die Klimazone, saisonale Wetterlagen wie Hagel oder Dürre und weitere Faktoren wie den Schädlingsbefall.

Nicht immer einfach, aber einfach gut: eigenes Gemüse anbauen

Hinzu kommt, dass der Eigenanbau viele Ressourcen fordert: Gärtnern für die komplette Selbstversorgung kostet Zeit und Geld, erfordert eine hohe Frustrationstoleranz und gärtnerisches Know-how oder zumindest die nötige Lernbereitschaft. Mit zunehmender Anbaufläche sind speziellere und teurere Gerätschaften notwendig, der Verschleiß nimmt zu. Auch die Flächen sind rar: In Berlin betragen die Wartezeiten für Klein- und Schrebergärten derzeit bis zu zwölf Jahre.

Für die meisten von uns ist die vollständige Selbstversorgung mit Lebensmitteln daher nicht praktikabel (wer sein Gemüse in 7.500 Balkonkästen anbaut, darf uns aber gerne eines besseren belehren und uns ein Foto schicken). Doch kein Grund zur Panik: Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln in Deutschland ist laut Bundeslandwirtschaftsministerium längerfristig gesichert.

Trotzdem lohnt es sich, eigenes Gemüse anzubauen – es muss ja nicht gleich die vollständige Selbstversorgung sein. Wir haben die besten Gründe für dich gesammelt:

Und warum baust du dein eigenes Gemüse an? Schreib uns gerne unter hallo@black-turtle.de!

zurück zur übersicht